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Unsere Geschichte

"...Die herrliche Lage am See, die frische erquickende Luft, welche vom Wasser und den nahen Nadelwäldern herüberströmt, eine bequeme Verbindung mit der Hauptstadt...". Nur wenige Orte unserer Region sind mit einer so großen Anzahl an Liebreizen und Vorzügen - hier beschrieben von August Trinius [1] - versehen wie Friedrichshagen. Was liegt da näher, als sich diese Gaben der Natur zu Nutze zu machen?

 

Diese Idee hatten bereits unsere Vorfahren zum Ende des 19. Jahrhunderts. Friedrichshagen, die kleine Gemeinde östlich Berlins, wuchs aufgrund seiner Anziehungskraft für stadtmüde Zeitgenossen explosionsartig. Schon damals frönte der Deutsche seine Hobbys am liebsten im Verein: so gab es Vereine für Grundbesitzer, Ladeninhaber und viele weitere gesellschaftliche Gruppierungen. Wassersportbegeisterte Bürger gründeten in dieser Zeit den "Friedrichshagener Ruder-Verein von 1892 e.V.".

 

Als Domizil wählten sich die Anhänger des Rudersports das Grundstück Nr. 12 auf dem Gelände des ehemaligen Sägewerkes "Hahn's Mühle" unweit des Müggelsees. Zunächst errichtete man ein relativ bescheidenes Bootshaus aus Holz. Die starke Zunahme der Mitgliederzahl veranlasste den Verein bereits 1912, dass noch heute genutzte, eindrucksvolle Vereinshaus zu errichten, welches ohne Mühe Platz für 250 Sportler bietet.

 

Bis zu den Wirren des Zweiten Weltkrieges pulsierte das Leben. Zwei Friedrichshagener Gymnasien boten hier Ruderkurse für ihre Schüler an und schafften sich zu diesem Zweck sogar drei eigene Boote an!

Der Krieg unterbrach das Treiben. Doch bereits 1946 begann man wieder zaghaft, die alten Strukturen aufzubauen. Erschwert wurden diese Bemühungen durch eine Anordnung der sowjetischen Besatzungsmacht, keine bürgerlichen Vereine zuzulassen.

 

Um den Ruderbetrieb dennoch wieder in Gang zu bringen, stimmte man der Gründung der "Kommunalen Wassersportgruppe Friedrichshagen" zu. Durch Mundpropaganda fanden immer mehr Ruderer den Weg nach Friedrichshagen - 1947 zählte man bereits 100 Mitglieder!

 

unser Bootshaus 1957

Kurze Zeit später arbeiteten die Behörden im Osten Berlins darauf hin, den Sportbetrieb in Form von Betriebssportgemeinschaften (BSGen) zu organisieren. Durch einen Magistratsbeschluss wurden wir einem Trägerbetrieb - der "Wissenschaftlichen Technischen Abteilung" (WTA) - zugeordnet. Im Frühjahr 1949 wurde mit Vertretern dieses Betriebes die "BSG Helios" gegründet, wobei sich der Verein nur kurze Zeit seines Namens erfreuen durfte. Bis zum Ende der DDR wurde der Vereinsname durch übergeordnete Organe noch sechs Mal geändert! Erst nach der Wende war es 1991 wieder möglich, sich zum "Friedrichshagener Ruder-Verein e.V." zurück zu benennen. Doch dazu später mehr.

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In den Nachkriegsjahren konzentrierte man sich zunächst auf das Wanderrudern. Zum einen standen die für den Wettkampfsport notwendigen "schnittigeren" Boote dem Verein zur damaligen Zeit nicht zur Verfügung, zum anderen hatten die Leute in der Nachkriegszeit auch einfach mit anderen Dingen zu kämpfen. Nicht nur die unmittelbare Umgebung im Südosten Berlins wurde errudert - auch von der Möglicheit, dass sozialistische Ausland rudernd zu bereisen, wurde reger Gebrauch gemacht. Schon bald fanden sich 20 bis 25 Mehrtages-Wanderruderfahrten auf dem jährlichen Wanderruderplan.

 

Doch bereits in den frühen 50'er Jahren wuchs das Interesse am Wettkampfsport - Trainingsgruppen formierten sich. Erste nationale Erfolge wurden eingefahren. Leider führte der Bau der Mauer 1961 zu einem Aderlaß, der kaum kompensiert werden konnte. Zunächst konnte nur noch in kleinen Bootsklassen trainiert werden.

 

In den 60'er Jahren entdeckte die DDR die Imagewirkung des erfolgreichen Lei-stungssports. Um mit einem ganzen Korps an "Diplomaten in Trainingsanzügen" zu werben, war ein systematischer Aufbau junger Sportler notwendig. Zur Sichtung des geeigneten Nachwuchses mussten besondere Strukturen geschaffen werden. Trainingszentren (TZ) wurden installiert und die dort gefundenen Talente weiter zu den Sportklubs delegiert. 1967 wurde auch unser nun in "TSG Oberschöneweide / Abt. Wuhlheide" umbenannter Verein zu einem solchen TZ. Durch diesen Status konnten neue Fördermittel gesichert werden. Mädchen und Jungen wurden "im großen Stile" angeworben und nutzten die so geschaffenen guten Möglichkeiten - die Zahl der Mitglieder wuchs bis auf 245! Dieser Wert konnte bis zur Wende nahezu konstant gehalten werden.

 

In den 80'er Jahren gehörte unsere sich nun "BSG Fernsehelektronik" nennende Sportgemeinschaft stets zu den sechs erfolgreichsten Betriebssportgemeinschaften im Rudersport der DDR. Doch die Konzentration auf die Jugendarbeit hatte auch seine Schattenseiten: das Altersklassenrudern - der Wettkampfsport der älteren Semester - wurde leider sehr stark vernachlässigt.

 

Die Wende zwang zu einer Neuorientierung. Im Vordergrund stand nun die Klärung der Eigentumsfragen und der Nutzungsrechte. Auch bei den Mitgliedern hatten sich die Prioritäten verschoben - man musste sich den neuen Rahmenbedingungen anpassen und der Sport litt in vielen Fällen darunter. Doch auch dieser Abschnitt wurde gemeistert! Heute gehören dem nun wieder in "Friedrichshagener Ruder-Verein e.V." zurück benannten Verein ca. 160 Mitglieder, darunter 60 Kinder, an. Die größte Gruppe wird durch das Lager der Wanderruderer gebildet, für die die Ruderei ein gelungener Ausgleich zum Leben in der Großstadt darstellt. Es fällt nicht schwer, auf dem wunderschönen Ruderrevier im Südosten Berlins die Sorgen des Alltags zumin-dest für ein paar Stunden hinter sich zu lassen. Doch auch das Rennrudern wird noch immer verfolgt und in zunehmenden Maße finden sich sogar wieder Altersklassenruderer zusammen, die auf nationalen Regatten um Ruhm für sich und den Verein kämpfen.

 

Geselligkeit wird - wie auch schon vor mehr als hundert Jahren - groß geschrieben. Unser Vereinshaus bietet dazu auch die allerbesten Voraussetzungen. Eine eigene Wirtschaft und zwei Festsäle für bis zu 120 Gäste haben schon manch rauschendes Fest gesehen. Und auch in Zukunft wird sich daran wenig ändern!

 

Auch der Aussendarstellung Friedrichshagens ist der Friedrichshagener Ruder-Verein e.V. zuträglich. Seit dem Fall der Mauer veranstaltet der Landesruderverband Berlin in jedem Frühjahr ein Gesamtberliner Anrudern. Am ersten Samstag im April treffen sich die Berliner Ruderer, um den Start in die neue Rudersaison gemeinsam zu begehen. Bereits elf Mal konnte diese Veranstaltung nach Friedrichshagen geholt werden und so fanden sich z.T. mehr als 650 Ruderwütige aus ganz Berlin im äußersten Osten Berlins ein. Auch in den nächsten Jahren planen wir den Saisonstart hier bei uns in Friedrichshagen.

 

Frank Grewe

 

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[1] August Trinius: "Die Umgebungen der Kaiserstadt Berlin in Wort und Bild". Anders & Busleb, Berlin (1889).

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